Was war die Motivation dahinter?
Schmidchen: Schon damals war klar, dass in Folge der zunehmenden Automatisierung der Industrie die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften stetig steigen wird. Deswegen hatten sich meine Kollegen und ich von Anfang an für die Anschaffung von Robotern eingesetzt, um unserem Ziel als Berufsschule gerecht zu werden, für die Wirtschaft auszubilden, und um unsere Schülerinnen und Schüler optimal auf ihr weiteres Arbeitsleben vorzubereiten.
Im vergangenen Jahr folgte dann der bis dato jüngste Meilenstein. Sie bewarben sich mit der BBS II Emden erfolgreich um die Teilnahme am Projekt „Mensch-Roboter-Kollaboration – Robonatives“ – eine Initiative im Auftrag des niedersächsischen Kultusministeriums. Als eine von sieben berufsbildenden Schulen erhielten sie Fördermittel, um ein sogenanntes Innovations- und Zukunftszentrum Robotik einzurichten. Beginnen wir von vorne. Warum haben Sie sich für das Projekt beworben?
Schmidchen: Also erstmal ist es mir wichtig zu betonen, dass ich nicht alleine hinter diesem Projekt stehe. Der harte Kern besteht aus insgesamt sieben engagierten Kollegen: unserem Schulleiter Herr Holzgrabe sowie sechs Lehrkräften der Elektro- und Metalltechnik, darunter ich als Theorie-Lehrer Metalltechnik.
Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Das Projekt war damals im niedersächsischen Schulverwaltungsblatt ausgeschrieben. Wir haben uns erstmal intensiv Gedanken dazu gemacht, ob wir das überhaupt machen wollen. Weil eines war klar: Die Erweiterung unserer bestehenden Roboteranlagen, die notwendigen baulichen Veränderungen sowie die Einarbeitung in neue Technologien – all das würde für uns Lehrkräfte einen erheblichen Mehraufwand bedeuten. Aber wir waren uns dann doch sehr schnell einig, dass wir das durchziehen wollen. Wir haben ein tolles Team zusammengetrommelt und uns an die Arbeit gemacht.
Was heißt das genau?
Schmidchen: Wir haben uns in den Ferien getroffen und eine Woche intensiv an der Ausschreibung gearbeitet. Und da kam einiges zusammen: angefangen bei der detaillierten Zusammenstellung der Bewerbungsunterlagen, wie etwa die Ausarbeitung eines didaktischen Konzepts, bis hin zu ersten Gesprächen mit der Stadt Emden. Eine intensive Zeit, die zum Glück von Erfolg gekrönt war.
Das war sie in der Tat. Die Stadt Emden hat das Projektbudget in Höhe von 530.000 Euro schließlich auf ca. 750.000 Euro aufgestockt. Eine stolze Summe. Wie wurde das Geld investiert?
Schmidchen: Der eine Teil des Geldes floss in die Erweiterung unserer bestehenden Industrie 4.0-Anlage. Wir haben zwei kollaborierende Roboter des Modells UR5e mit 3D-Kamera, KI und Gestensteuerung eingebunden. Den anderen Teil nutzten wir für die Umgestaltung von zwei Klassenzimmern. Dort integrierten wir unter anderem sechs Schulungszellen nach dem UR Education Konzept mit 12 PC-Arbeitsplätzen und zwei interaktiven Boards.